Ulf Klarmann, der Geschäftsführer von ERPwerk, sprach mit Atanas Popov, dem General Manager von Embarcadero, über die Zukunft von Delphi. Hintergrund für das Interview war die Kontaktaufnahme zu Idera, dem neuen Eigentümer von Embarcadero.
Als Geschäftsführer von ERPwerk, einem Unternehmen, das sich auf die Anwendungsentwicklung mit Delphi spezialisiert und mittlerweile über 250 Projekte durchgeführt hat, wurde Klarmann immer wieder von seinen Kunden nach der Zukunft von Delphi insbesondere im Hinblick auf die Wartbarkeit und Investitionssicherheit einiger großer Legacy-Anwendungen gefragt. Viele Kunden spielten aktuell mit dem Gedanken, bestehende Delphi-Anwendungen mit Visual Studio C# oder anderen Entwicklungsumgebungen neu zu entwickeln. Dieser Schritt will wohl überlegt sein, so Klarmann, ist er doch unter Umständen mit sehr hohen Kosten und neuen Risiken verbunden. Für einige seiner Kunden wäre eine automatische Konvertierung ideal, was natürlich aus verschiedenen Gründen nicht so einfach möglich ist. Außerdem gebe es auch für .NET-Projekte oder andere Architekturen Risiken hinsichtlich der Beständigkeit und Investitionssicherheit für die Zukunft, sicher sei leider nichts. Manche Kunden fühlten sich zum Wechsel gezwungen, da sie keine jungen Entwickler mehr fänden und daraus ableiteten, dass Delphi mittlerweile zum alten Eisen gehöre. Das kann Klarmann allerdings nicht bestätigen. In der Vergangenheit und auch heute gebe es in Deutschland z.B. immer viele Universitäten und öffentliche Einrichtungen, die mit Campuslizenzen für Delphi ausgestattet seien, wie z.B. die Universität Bremen, die Fachhochschule Lübeck und die Ruhr-Universität Bochum, so Klarmann. Diese nutzten Delphi in der Ausbildung und für verschiedene Softwareprojekte z.B. für die Windkanalforschung und sorgten so zumindest lokal für qualifizierten Delphi-Nachwuchs.
Laut Klarmann gebe es insgesamt gesehen schon ein deutliches Nord-Süd-Gefälle in Sachen Delphi Projekte und Entwickler. In Süddeutschland gebe es pauschal gesagt wesentlich mehr Projekte aber dafür weniger Entwickler. In Norddeutschland sei es genau umgekehrt. „Bei den sehr erfahrenen und sehr gut qualifizierten Entwicklern ist das Nord-Süd-Gefälle nicht so stark ausgeprägt, nur der Osten ist etwas unterversorgt. Jedenfalls ergibt dies eine Analyse unserer Datenbasis mit über 200 Delphi-Entwicklern und fast 300 Projekten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mir ist derzeit kein Unternehmen bekannt, dass seinen Bedarf nach Delphi Entwicklern nicht ausreichend befriedigen konnte, es sei denn es besteht auf eine dauerhafte Präsenz vor Ort“, so Klarmann.
Dass die Präsenz vor Ort in vielen Fällen gar nicht notwendig ist, zeigten laut Klarmann immer mehr Beispiele aus seiner Praxis. So betreut Firma ERPwerk z.B. einen Hersteller für Standardsoftware im medizinischen Bereich, mit dem dank entsprechender Tools auch über die Ferne sehr effizient u.a. neue Anforderungen, Umstellungen oder Support realisiert werden können. „Die Ferne hat sogar dazu geführt, einige Prozesse zu optimieren, in dem z.B. der Projektleiter/Product Owner durch die Ferne dazu angehalten wurde, seine Anforderungen klarer zu spezifizieren und so aufwendige Nachbearbeitungen reduziert werden konnten“. Dies funktioniere auch in verteilten Teams sehr gut, sogar agil mit Scrum o.ä. Mittlerweile gebe es viele Tools wie z.B. Skype, Teamviewer, Jira & Co., die verteilte Teams unterstützen, so Klarmann. Die Vorteile, die Entwicklung an ein Unternehmen auszulagern, bestünden u.a. darin, Synergieeffekte besser ausnutzen zu können z.B. hinsichtlich Lizenzkosten, der besseren Verfügbarkeit der Entwickler und der Vermeidung von Risiken im Zusammenhang mit der aktuell diskutierten Gefahr der Scheinselbständigkeit bei freien Mitarbeitern.
Das Interview wurde Ende 2016 per Skype geführt und zeigt eine neue Dynamik in der Betreuung und Weiterentwicklung der Embarcadero-Produkte. Dies wird nicht zuletzt durch den Aufstieg von Delphi im TIOBE Index der beliebtesten Programmiersprachen von Platz 20 auf Platz 9 (Februar 2017) und den steigenden Kundenzahlen quittiert. Es gibt wieder eine kostenlose Delphi Starter Version, ein akademisches Programm und eine konsequente Anpassung an moderne (u.a. mobile) Technologien und Entwicklungen, aber lesen Sie selbst.
Über Ulf Klarmann
Ulf Klarmann (49) hat mit seiner Firma ERPwerk (13 Mitarbeiter) mittlerweile über 250 Projekte rund um die Entwicklungsumgebung Delphi durchgeführt. Firma ERPwerk bietet als Embarcadero Consulting Partner u.a. Beratung und Projektunterstützung durch Entwickler, Durchführung von Umstellungen auf höhere Delphi-Versionen, sowie die komplette Übernahme von Delphi-Anwendungen zur Weiterentwicklung, Optimierung und Wartung (Outsourcing). Ulf Klarmann hat in Oldenburg Informatik studiert und ist schon früh während des Studiums mit Pascal und später mit Delphi in Kontakt gekommen. Er betreibt unter anderem die Seite www.delphientwickler.de und ist auch als Autor zum Thema Delphi aktiv.
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